Gemeinsame Entwicklung des Berner Ostens

Das Autobahnprojekt Bypass Bern Ost ermöglicht, den Osten von Bern neu zu denken. Mit der Unterzeichnung des Leitbilds Fokusraum Bern-Ost bekräftigen die Planungsträgerinnen und Planungsträger (Bundesamt für Strassen, Kanton Bern, Regionalkonferenz Bern-Mittelland, Stadt Bern, Gemeinden Muri bei Bern und Ostermundigen) ihre Absicht, den Osten von Bern gemeinsam und koordiniert zu entwickeln. Basis dazu bilden die im Leitbild festgehaltenen Visionen und Grundsätze. Oberstes Ziel ist es, die Lebensqualität der im Raum lebenden Bevölkerung zu verbessern.

Mit dem Projekt Bypass Bern Ost soll der Autobahnverkehr zwischen dem Anschluss Muri und BERNEXPO/Mingerstrasse zukünftig in einem Tunnel verlaufen. Ziel ist dabei, die Autobahninfrastruktur sicherer und siedlungsverträglicher zu gestalten. Die dadurch freiwerdende oberirdische Autobahninfrastruktur kann auf einer Länge von 4,9 Kilometern neu genutzt werden.

Das eröffnet für die Stadt, die angrenzenden Gemeinden, die Region und den Kanton völlig neue Perspektiven. «Allen Planungsträgerinnen und Planungsträgern ist klar, welche Chancen das Projekt Bypass Bern Ost bietet. Deshalb haben wir uns zusammengefunden, um den Raum koordiniert und qualitativ hochstehend im Sinne der Bevölkerung zu entwickeln», so ASTRA-Direktor Jürg Röthlisberger.

Leitbild als Basis für koordinierte und qualitative Entwicklung

Welche Chancen entstehen, wenn die prägende Autobahn aus den Quartieren verschwindet? Mitdieser Frage haben sich die Planungsträgerinnen und Planungsträger intensiv auseinandergesetzt. Im Rahmen einer Testplanung haben drei Teams aus Expertinnen und Experten kühne Ideen entwickelt, Handlungsspielräume ausgelotet und Bilder skizziert, wie sich die Quartiere im Osten von Bern dank der Verlegung der Autobahn weiterentwickeln könnten.

Ihre Visionen bilden die Grundlage für das im Leitbild skizzierte räumliche Zukunftsbild 2050 sowie die leitenden Grundsätze, denen die künftige Entwicklung folgen soll. Damit ist der Rahmen abgesteckt: Die Autobahn wird in einen Tunnel verlegt, die durch die Autobahn einst getrennten Quartiere rücken wieder zusammen, eine «Voie Verte» – ein durchgrünter Mobilitäts- und Stadtraum – vernetzt Grün- und Stadträume, regionale sowie lokale Zentren werden zu Dreh- und Angelpunkten der Entwicklung. Der Fokusraum Bern-Ost wird so zu einem zusammenhängenden Stadtraum und ermöglicht eine nachhaltige, urbane Mobilität. Leitbilder für Frei- und Grünraume, Siedlung, Mobilität, Strassennetz sowie Ökologie und Klima verorten die vorgesehenen Entwicklungen im Raum.

Mit dem Leitbild haben sich die Planungsträgerinnen und Planungsträger zudem auf Grundsätze geeignet, wie sie gemeinsam zusammenarbeiten und weiter vorgehen wollen. Eine Umsetzungsagenda zeigt die wichtigsten Planungen und Projekte für die nächsten Jahre auf. Im Zentrum der nun anlaufenden Veränderungsprozesse steht insbesondere auch die Beteiligung der betroffenen und interessierten Personen und Organisationen wie Anwohnende, Quartiervereine, Parteien und Interessengruppierungen. Alle sind zum Mitmachen aufgefordert und werden mittels partizipativer Prozesse dazu eingeladen.

Kanton koordiniert Entwicklung

Für Regierungsrätin Evi Allemann fängt mit der Unterzeichnung des Leitbilds eine neue Phase in der Entwicklung des Ostens von Bern an. Der Kanton wird künftig den Transformationsprozess steuern. Dazu hat er im kantonalen Richtplan ein separates Massnahmenblatt für den Fokusraum Bern-Ost erstellt und die planungsrechtlichen Voraussetzungen geschaffen. Eine übergeordnete Koordinationsorganisation unter Führung der Direktion für Inneres und Justiz wird die Planungsträgerinnen und Planungsträger unterstützen, damit ihre Teilprojekte räumlich, zeitlich und rechtlich ineinandergreifen.

Regierungsrätin Evi Allemann gibt zu bedenken, dass die Entwicklung innerhalb des Fokusraums ein anspruchsvoller Transformationsprozess sein wird. Viele Planungen, Projekte, Interessen und Abhängigkeiten müssten aufeinander abgestimmt und koordiniert werden. «Mir ist wichtig, dass wir dabei an die von der Planung betroffenen Menschen denken. Raumplanung führt zu tragfähigen Lösungen, wenn die verschiedenen Interessen ausgewogen berücksichtigt werden.» Sie lädt angesichts des Zielhorizonts 2045 ausdrücklich die jüngere Generation ein, ihre im Leitbild vorgesehenen Mitsprachemöglichkeiten zu nutzen und die eigenen Interessen und Vorstellungen für die künftige Entwicklung des Raums einzubringen.

Erste Umsetzungsschritte erfolgen zeitnah

Die Transformation des Raums kann erst mit der Eröffnung des Bypasstunnels richtig Fahrt aufnehmen, was gemäss aktueller Planung 2045 vorgesehen ist. Stadtpräsident Alec von Graffenried will die Zeit jedoch nicht ungenutzt verstreichen lassen und erste Umsetzungen in Sinne des Leitbilds realisieren. «Die Stadt Bern will die Chance packen, die sich mit dem Bypass bietet: Wir sind deshalb daran, eine sogenannte Chantierplanung aufzugleisen. Mit einer ganzheitlichen und zukunftsgerichteten Planung, die sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert, wollen wir die nachhaltige Stadtentwicklung im Osten Berns sicherstellen, vor allem aber auch schon zeitnah erste Aufwertungen in den heute stark belasteten Quartieren erreichen.»

Für die Gemeinde Muri bei Bern gilt ähnliches: «Der Bypass bietet Möglichkeiten für die Entwicklung der Gemeinde, die ohne das Projekt nicht denkbar wären. Gleichzeitig gilt es, bestehende Raumqualitäten zu bewahren», fasst Stephan Lack, Gemeindepräsident, die planerische Herausforderung für die Gemeinde zusammen.

Link zur Webseite www.fokusraum-bernost.ch