Fragen und Antworten
Projektinhalte / Projektbegründung
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Wozu braucht es den Bypass Bern Ost?
Die heutige Autobahn verläuft mitten durch das Siedlungsgebiet der Stadt Bern und der Gemeinde Muri. Zu den Hauptverkehrszeiten kommt es häufig zu Staus und damit verbunden zu Unfällen sowie zu Ausweichverkehr, der die angrenzenden Quartiere belastet. Das Projekt sieht vor, den Autobahnverkehr zwischen Bern Mingerstrasse und dem Anschluss Muri in einen Umfahrungstunnel zu verlegen. Damit kann die Autobahninfrastruktur sowohl sicherer als auch siedlungsverträglicher ausgestaltet werden.
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Was bringt das Projekt der Stadt Bern sowie den Gemeinden Muri und Ostermundigen?
Das Projekt Bypass Bern Ost stellt für den Raum Bern Ost / Muri eine grosse Chance dar. Das freiwerdende Autobahntrassee wird für das Nationalstrassennetz nicht mehr benötigt und erhält eine neue verkehrliche, sozialräumliche und städtebauliche Funktion, die noch zu definieren ist. Das Projekt Bypass Bern Ost ermöglicht, die heutigen Raumstrukturen tiefgreifend zu verändern und städtebaulich zu transformieren. Damit kann die Lebensqualität im Raum Bern Ost / Muri für die Bevölkerung massgeblich gesteigert werden.
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Wie profitiert die Region vom Bypass Bern Ost?
Der Bypass Bern Ost wird den Verkehr auf der Autobahn besser bündeln und damit das untergeordnete Strassennetz entlasten. Zudem erhalten auch der strassengebundene Öffentliche Verkehr und der Langsamverkehr mehr Raum zur Entwicklung, da durch die Verlagerung der Autobahn zusätzlicher Platz für eine siedlungsverträgliche Mobilität entsteht. Davon profitieren sämtliche Gemeinden im Einzugsgebiet.
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Wer finanziert das Projekt?
Das Projekt Bypass Bern Ost ist im Strategischen Entwicklungsprogramm Nationalstrassen (STEP) mit Realisierungshorizont 2030 aufgeführt. Diese Projekte werden über den Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrsfonds (NAF) finanziert.
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Warum ist die vorliegende Lösung die beste Lösung?
Im Rahmen einer Vertiefungsstudie wurden über 50 mögliche Lösungsansätze diskutiert, beurteilt und stufenweise reduziert. Die verbliebenen vier Varianten wurden anschliessend bezüglich verkehrlicher Wirkung sowie aus volkswirtschaftlicher, stadtplanerischer und umweltrechtlicher Gesamtsicht bewertet und dem Referenzzustand gegenübergestellt. Das Bundesamt für Strassen ASTRA ist jedoch nicht bei der daraus resultierenden Bestvariante von 2013 stehen geblieben. Zusammen mit Kanton, Region, Stadt und Gemeinden Muri und Ostermundigen wurde die Bestvariante laufend weiterentwickelt, insbesondere vor dem Hintergrund, die Autobahn siedlungsverträglicher zu gestalten.
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Wie sieht der aktuelle Stand des Projekts aus?
Die aktuelle Grundvariante (GP 2022) sieht durchgehend zwei Tunnelröhren mit je zwei Fahrspuren sowie einem Pannenstreifen vom Anschluss Muri bis Bern Expo vor. Der Pannenstreifen kann bei hoher Verkehrsbelastung als dritte Fahrspur umgenutzt werden.
Verkehrliche Grundlagen
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Warum überhaupt noch ein Ausbau der Verkehrsinfrastruktur?
Die Bevölkerung wird in der Schweiz bis im Jahr 2040 auf ca. 10 Millionen Personen ansteigen. Dies stellt hohe Anforderungen an die künftige Infrastruktur, auch und insbesondere an die Verkehrsinfrastruktur. Die Mobilität wird sich weiter im Sinne der ökologischen Nachhaltigkeit wandeln, zunehmen und dadurch mehr Kapazität verlangen wird sie dennoch. Den grössten Zuwachs wird neben dem Langsamverkehr vor allem der öffentliche Verkehr verzeichnen und auffangen müssen. Der motorisierte Individualverkehr wird ebenfalls weiter zunehmen, wenn auch in abgeschwächter Form. Dabei vermischen sich die Grenzen zwischen Individual- und öffentlichem Verkehr weiter. Die heutige Infrastruktur könnte die prognostizierten Mobilitätsbedürfnisse der Zukunft nicht mehr tragen.
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Welche verkehrlichen Grundlagen werden für die Projektierung verwendet?
Es wurden die aktuellste Modelle und Prognosen miteinbezogen. Unter anderem das so genannte GVM Bern Gesamtverkehrsmodell Bern.
Weitere Grundlagen bilden die Potentialstudie der Siedlungsentwicklung Bern Ost sowie die verkehrlichen Ansprüche der Projektpartner und die Klimaziele der Stadt Bern.
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Welchen Einfluss haben autonome/automatisierte Fahrzeuge?
Es ist davon auszugehen, dass bis zur Inbetriebnahme des Bypasses Bern Ost ein grosser Teil der Fahrzeuge automatisiert fahren wird. Zum einen bieten diese Fahrzeuge das Potential, dass aufgrund kleinerer Abstände für die gleiche Anzahl Fahrzeuge weniger Verkehrsfläche benötigt wird. Zum einen ist dies allerdings Theorie, zum anderen könnten automatisierte Fahrzeuge auch dazu führen, dass mehr Personen sie nutzen (Leute ohne Fahrausweis) und somit wieder mehr Verkehrsfläche benötigt wird. Sofern Fahrzeuge autonom verkehren können, ohne dass ein Fahrer benötigt wird, wird dies zu einer Vermischung von öffentlichem und Individualverkehr führen.
Projekte im Umfeld
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Was ist der Zusammenhang zum Projekt «Umgestaltung Anschluss Wankdorf»?
Die beiden Projekte sind eng miteinander verknüpft. Der Anschluss Wankdorf muss vorgängig umgestaltet werden, damit der Bypass Bern Ost seine Wirkung entfalten kann. Der Bypass verlagert Verkehr vom untergeordneten Netz auf die Autobahn und entlastet so den Siedlungsraum im Osten von Bern. Der Verkehr zirkuliert jedoch nur über die Anschlüsse von und zur Autobahn. Deshalb erhält der Anschluss Wankdorf durch den Bypass 10 bis 20 Prozent mehr Verkehr. Da der heutige Anschluss Wankdorf bereits an seine Kapazitätsgrenzen stösst, könnte dieser den Mehrverkehr nicht mehr abwickeln.
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Welche weitere Planungen/Projekte finden im Umfeld statt?
Aktuell wird zwischen Muri und dem Wankdorf das Projekt für eine Umnutzung des Pannenstreifens zu Stosszeiten als dritte Fahrspur (PUN) umgesetzt (www.pannenstreifen-a6.ch). Im Rahmen der Bauarbeiten für die PUN werden zusätzlich umfangreiche Lärmschutzmassnahmen realisiert. An diversen Standorten werden zusätzliche Lärmschutzwände gebaut, bestehende ersetzt oder erweitert. Zudem wird auf der ganzen Strecke ein lärmmindernder Belag eingebaut (www.pannenstreifen-a6.ch/laermschutz).
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Ist das Projekt kompatibel mit dem Prinzip von Mobilitäts-Hubs?
Ja, das Potenzial von Mobilitäts-Hubs wurde im Rahmen des Projektes studiert. Der Bypass wird so geplant, dass er mit einem allfälligen Bau von Mobilitäts-Hubs kompatibel ist.
Einbezug Quartiere / Bevölkerung
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Sind die vom Projekt Bypass Bern Ost betroffenen Gemeinden und Quartiere in das Projekt integriert?
Die Gemeinden sind durch die gemeinsame Projektorganisation in die Planung und Projektierung mit einbezogen. Die Quartierorganisationen können im Rahmen der Partizipation insbesondere mittels Forumskonferenzen und Zwischenveranstaltungen an der Entwicklung des Projekts mitwirken.
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Worum handelt es sich bei den Forumskonferenzen?
Die Forumskonferenzen sind ein wichtiger Bestandteil der Partizipation. Über 30 Quartierorganisationen, Ortsparteien, Verbände, Interessengruppierungen und weitere Institutionen sind an den Forumskonferenzen beteiligt. Dabei geht es vor allem um die Frage, wie der Raum Bern Ost / Muri nachhaltig entwickelt werden soll, nachdem die Autobahn in den Tunnel verlegt wurde.
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Sind die Forumskonferenzen öffentliche Anlässe für alle interessierten Personen?
Nein. Die jeweiligen Organisationen haben Vertreterinnen und Vertreter bestimmt, die an den Forumskonferenzen teilnehmen. Nach der Forumskonferenz III werden wir jedoch für die breite Öffentlichkeit die Ergebnisse der Testplanung im Rahmen einer Ausstellung präsentieren und die Besuchenden einladen, uns ihre Eindrücke und Meinungen mitzuteilen. Diese werden dann in der Erarbeitung des Leitbilds für den Entwicklungsraum Bern Ost / Muri mitberücksichtigt.
Testplanung
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Was genau wurde mit der Testplanung untersucht?
Die Projektpartner haben im Rahmen einer Testplanung untersucht, wie sich die betroffenen Quartiere in der Stadt Bern und in der Gemeinde Muri b. Bern weiterentwickeln können und sich die Chancen des durch das Projekt Bypass Bern Ost freiwerdenden Strassenraums bestmöglich nutzen lassen.
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Was ist eine Testplanung?
In einer Testplanung geht es um das Testen von Ideen. Jedes Planerteam testete auf unterschiedlichen Massstabsebenen, welche neue Lebensräume und -formen mit der Verlegung der Autobahn ermöglicht werden. Sie loteten den Handlungsspielraum aus und generierten verschiedene Zukunftsideen.
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Wie ist ein Planerteam zusammengesetzt?
Jedes Planerteam setzte sich aus der Leitdisziplin Städtebau und den weiteren Disziplinen Landschaftsarchitektur, Verkehrsplanung und Sozialraumplanung zusammen.
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Was war die Aufgabe für die Planerteams?
Die Planerteams haben sich während eines Jahres intensiv mit dem Raum Bern Ost / Muri auseinandergesetzt und jeweils eine gesamtheitliche Vision für den Entwicklungsraum Bern Ost / Muri im Zeithorizont 2040+ entwickelt. Die erarbeiteten Visionen stellen als Variantenfächer mögliche Lesarten des Raumes dar. Sie dienen den Projektpartnern sowie der Öffentlichkeit dazu, sich mit der Zukunft auseinanderzusetzen und auf dem Weg zu einem gemeinsamen Zukunftsbild einen Schritt vorwärtszukommen.
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Welche Vision soll umgesetzt werden?
Die Darstellungen der Planerteams entsprechen keinen konkreten Planungen, die eins zu eins umgesetzt werden. Es geht auch nicht darum, aus den vorliegenden Arbeiten die «eine richtige» Vision auszuwählen. Die Testplanung dient vielmehr dazu, aus dem Prozess und dem dazugehörigen Diskurs Erkenntnisse zu sammeln und stimmige Elemente zu erkennen.
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Was passiert mit den Ergebnissen aus der Testplanung?
Die intensive Auseinandersetzung mit dem Raum und der unvoreingenommene Blick der Planerteams brachten ergiebige und auch kontroverse Diskussionen hervor. Die Potenziale der Autobahnverlegung wurden klar aufgezeigt. Mit den Schlussdokumentationen liegt ein grosser und äusserst wertvoller Fundus an Ideen zum Raum Bern Ost / Muri vor. Dieser zeigt den Handlungsspielraum und die Möglichkeiten der Transformation auf und dient als Ideenspeicher für künftige Partizipationsprozesse.
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Wie sehen die nächsten Schritte aus?
Mit der Testplanung wurde der Diskurs zur künftigen Ausgestaltung des Lebensraums Bern Ost / Muri ins Rollen gebracht. Aus den gewonnenen Erkenntnissen werden die Projektpartner als gemeinsame Vision das Leitbild Bern Ost / Muri formulieren. Dieses definiert die Leitplanken für alle weiterführenden Planungsprozesse und hält die Verantwortlichkeiten fest. Das Leitbild wird im Sommer 2022 ausgearbeitet.
Um die Chancen der Verlegung der Autobahn nutzen zu können, sind auf kantonaler und kommunaler Ebene die ordentlichen Planungsprozesse der Stadt- und Siedlungsentwicklung gezielt anzustossen. Gleichzeitig sind darauf abgestimmt die Planungen der regionalen Mobilitätsinfrastruktur weiterzuentwickeln. Dafür sind die kantonalen, regionalen und kommunalen Planungsorgane zuständig.
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Wann findet der nächste Partizipationsanlass statt?
Das Leitbild sowie das weitere Vorgehen werden gegen Ende 2022 der Öffentlichkeit vorgestellt.